Noch vor der politischen Sommerpause endlich das Kinderlebensmittelwerbegesetz anpacken: Mit diesem Anliegen haben sich die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendmedizin DGKJ und 35 Verbände und wissenschaftliche Organisationen des Bündnisses „DANK“ in einem Offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz gewendet.
„Kinder und Jugendliche finden in der Politik viel zu wenig Aufmerksamkeit. Mit der Regulierung von direkt an Kinder gerichteter Werbung, ob über Influencer, in TV oder anderen Kanäle, kann der Gesetzgeber sehr wirkungsvoll die Kindergesundheit schützen“, erinnert DGKJ-Generalsekretär Dr. Burkhard Rodeck an die überfällige Verhältnisprävention in diesem Bereich.
Speziell für Kinder konzipierte und beworbene Nahrungs- und Genussmittel haben häufig einen viel zu hohen Zucker-, Salz- und Fettanteil. Solche Produkte schaffen denkbar schlechte Voraussetzungen für die Gesundheit auch im weiteren Lebensverlauf, denn gleich auf zwei Ebenen entstehen große Gesundheitsrisiken: Zum einen ist gesunde Ernährung für Wachstum, Entwicklung, Leistungsfähigkeit und langfristige Gesundheit von Heranwachsenden besonders wichtig, zudem werden im Kindesalter jene Vorlieben und Gewohnheiten erlernt und gefestigt, welche die Speisen- und Getränkeauswahl im späteren Alter prägen.
In dem Offenen Brief an den Bundeskanzler äußern sich die Unterzeichnenden „besorgt über den politischen Stillstand beim Kinderschutz in der Lebensmittelwerbung“.
Schon seit Jahren fordern Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, Ernährungsexperten, wissenschaftliche Fachgesellschaften und Verbraucherorganisationen wirkungsvolle Beschränkungen von direkt auf Kinder zielende Marketingstrategien für ungesunde Snacks und Süßigkeiten. Ein wesentlicher Punkt: Kinder können den nicht-faktischen, verführenden Charakter von Werbung kaum verstehen, sie reflektieren noch nicht, wie sehr ihre Lebensmittel- und Getränkepräferenzen, Verzehr und Kaufwünsche davon beeinflusst werden.
„Wir sind überzeugt: Der Schutz der Kindergesundheit muss Vorrang haben vor den wirtschaftlichen Interessen“, heißt es im Offenen Brief der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK).
Der Entwurf eines Kinderlebensmittelwerbegesetzes wurde bereits im Februar 2023 vorgestellt und stagniert seitdem. Ebenfalls schon 2023 plädierte auch der Deutsche Ärztetag an diese Fürsorgepflicht der Gesetzgebung. Die DGKJ-Ernährungskommission setzt sich seit Jahren für eine konsequente und klare Beschränkung von an Kinder gerichtete Werbung ein.
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