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„Dieser Satz hat mein Leben verändert“

14.02.2023

Die Familien krebskranker Kinder in den Blick nehmen - und unterstützen! Presseinformation zum Internationalen Kinderkrebstag am 15. Februar.

Jedes Jahr erfahren in Deutschland 2200 Eltern, dass ihr Kind an Krebs leidet, also an einer Leukämie oder einem bösartigen Tumor erkrankt ist. Das ist für die betroffenen Familien eine Zäsur. Mit diesem Moment ist nichts mehr so, wie es vorher war. Die Aussage vieler Eltern: „Dieser Satz hat mein Leben verändert“ bringt es auf den Punkt: Im Mittelpunkt steht von nun an die Sorge um das lebensbedrohlich erkrankte Kind, alles andere tritt zurück.

Der Welt-Kinderkrebstag soll dieses Jahr diese Familien mit in den Blick nehmen. Denn nie ist nur das erkrankte Kind allein betroffen, sondern die ganze Familie benötigt besondere Unterstützung.

„In den letzten 50 Jahren hat die Kinderonkologie eine regelrechte Zeitenwende erreicht: Krebserkrankungen, an denen in den 70-er Jahren noch 80% der erkrankten Kinder und Jugendlichen gestorben sind, können mittlerweile erfolgreich behandelt werden. Mehr als 80% der heute erkrankten Patienten können langfristig geheilt werden,“ erläutert Professor Martin Schrappe, Vorsitzender der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie. (Quelle: https://www.kinderkrebsregister.de/dkkr/ergebnisse/jahresberichte/jahresbericht-2019.html). Dies gelingt aber meist nur durch den Einsatz sehr intensiver, belastender und lang andauernder Therapien, meist in einer Kombination von Operationen, Strahlen- und Chemotherapien, oft über viele Monate. Zusätzlich eröffnen in den letzten Jahren die neuen molekular ausgerichteten Therapien neue Optionen für die Behandlung besonders schwer erkrankter Kinder.

Was aber für die Kinder eine enorm belastende Therapie ist, stellt die Familien vor kaum zu bewältigende Herausforderungen. Eltern müssen in kürzester Zeit Kompetenzen für hochkomplexe Behandlungsstrategien und in der Pflege ihres kranken Kindes erwerben. Berufliche Verpflichtungen müssen mit der Behandlung des Kindes unter einen Hut gebracht werden. Geschwisterkinder brauchen weiterhin elterliche Unterstützung, Zuwendung und Zeit. Daher ist eine umfassende psychosoziale Betreuung der Familien in der Kinderonkologie für den Behandlungserfolg unverzichtbar. „Die Unterstützung durch Psychologen/-innen und Therapeuten/-innen ist auch ein zentrales Kriterium für die Auszeichnung der mittlerweile 34 von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Kinderonkologischen Zentren,“ erläutert Schrappe. (Quelle: https://www.onkozert.de/wordpress/wp-content/uploads/2022/07/qualitaetsindikatoren_kinderonkologie_2022-A1_220629.pdf?v=49070153).

„Im Vergleich zu den wesentlich häufigeren Krebserkrankungen bei Erwachsenen mag der hohe Aufwand bei der Behandlung krebskranker Kinder vielleicht übertrieben wirken; wir müssen uns aber bewusst werden, dass wir den Kindern ein langes Leben ermöglichen wollen, mit möglichst geringen langfristigen gesundheitlichen und psychosozialen Belastungen durch ihre Erkrankung,“ betont Professor Dominik Schneider, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Daher müssen die von der Bundesregierung zugesagten Gelder zur Stärkung der Kinderkliniken gezielt dafür eingesetzt werden, dass auch die Betreuung krebskranker Kinder und ihrer Familien verbessert wird.

„Der Einsatz von Psychologen-/innen und Therapeuten/-innen darf nicht mehr ausschließlich von Spenden abhängen,“ fordert Schneider. Und auch die Liste der weiteren Probleme sei lang: Der Personalmangel in der Kinderkrankenpflege ist eklatant – eine von den Kinderärzten/-innen schon lange befürchtete negative Auswirkung der Pflegeberufereform. Die Versorgung mit einigen Chemotherapeutika ist knapp. Es fehlen außerdem Antibiotika, fiebersenkende Medikamente und Schmerzmittel.

Daher meint Professor Schneider: „Der Welt-Kinderkrebstag ist eine gute Gelegenheit, dankbar und stolz auf die bahnbrechenden Erfolge der Kinderonkologie zurückzublicken. Gleichzeitig müssen aber die vielen noch zu lösenden Probleme angegangen werden. Das sind wir unseren kleinen Patienten und ihren Familien schuldig.“

 

Pressekontakt

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ)
Dr. Sybille Lunau
Chausseestr. 128/129 | 10115 Berlin
Tel. +49 30 3087779-14
presse@dgkj.de

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