Seit 2018 sind Sie Generalsekretär der DGKJ. Was ist Ihre Aufgabe?
Die DGKJ ist die wissenschaftliche Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendmedizin und damit primär kein politischer Verband. Wir stellen aber immer wieder fest, dass unsere Kinder und Jugendliche kaum durchschlagskräftige Interessensvertreter in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft haben. Daher hat die DGKJ schon vor 7 Jahren die Position eines Generalsekretärs geschaffen, um den/die Präsidenten/in und den Vorstand im gesundheitspolitischen Bereich zu unterstützen.
Wie schätzen Sie die Priorisierung der Versorgung der Kinder- und Jugendlichen in der Gesundheitspolitik ein?
Alle sprechen von unseren Kindern, aber was wird konkret von wem getan? Nach Druck verschiedener Verbände sind Kinder im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien zwar deutlich präsenter, aber in der praktischen Umsetzung sehen wir an verschiedenen Stellen, dass noch viel getan werden muss.
Was sind die Hauptanliegen/Ziele für Ihre Amtszeit?
Die Gesetzgebung muss die Interessen der Jüngsten unter uns mit ihren Eltern/Angehörigen immer im Fokus haben. Die Selbstverwaltungsorgane müssen die Besonderheit der Kinder und Jugendlichen berücksichtigen. Gesundheitspolitik sollte nicht primär ökonomischen Interessen untergeordnet sein, sondern im Sinne einer selbst- verständlichen Daseinsfürsorge ausgestaltet sein. Der Prävention wird noch zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Nur 2–3 % der Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen laufen in diesen Bereich. Das ist viel zu kurzfristig gedacht. Die Arbeitsbedingungen aller derjenigen, die sich mit Kindern beschäftigen, müssen attraktiv gestaltet werden. Jede Investition in diesen Bereichen ist grundsätzlich eine Investition in die Zukunft unserer Gesellschaft.
Welche Art von politischen Terminen zählen zum täglichen Brot des DGKJ-Generalsekretärs?
Mir geht es weniger um klassischen Lobbyismus, ich würde mich freuen, wenn meine Tätigkeit als seriöse Politikberatung eingeschätzt würde. Ich kenne die Pädiatrie, ich kenne die Probleme der Kinder und Jugendlichen. Die DGKJ repräsentiert mit 17.000 Mitgliedern fast alle Kinder- und Jugendärzte in Deutschland und hat damit Kenntnisse und Kompetenz wie kein anderer in unserer Gesellschaft. Diese Kenntnisse müssen in politische Entscheidungsprozesse einfließen.
Wie wollen Sie denn pädiatrische Themen setzen?
Dazu werden Gespräche auf verschiedenen Ebenen geführt, mit Abgeordneten in Ausschüssen oder Kommissionen (Gesundheitsausschuss, Kinderkommission, Mitgliedern der Kommission für Ernährung und Landwirtschaft ), mit Ministerien (Bundesministerium für Gesundheit, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bundeministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Landesministerien), mit Organen der Selbstverwaltung (z. B. Gemeinsamer Bundesausschuss), mit wissenschaftlichen Fachgesellschaft en (z. B. AWMF, Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin) mit anderen Verbänden (Bundesärztekammer, Kindernetzwerk, Bundesverband der Arzneimittelhersteller, Landesärztekammern, Selbsthilfegruppen) und natürlich mit Verbänden und Organisationen rund um unser Fach (z. B. BVKJ, GKinD).