Kinderkardiologie



Was ist Kinderkardiologie?

Die Kinderkardiologie ist das Spezialgebiet innerhalb der Kinder- und Jugendmedizin, welches sich mit der Diagnose und Behandlung Angeborene Herzfehler zählen zu den häufigsten angeborenen Anomalien des Menschen. Da sich die angeborenen Erkrankungen von den erworbenen Erkrankungen des Herzens im Erwachsenenalter erheblich unterscheiden, erfordert die spezialisierte Behandlung von Herzerkrankungen im Kindesalter spezielles Wissen und Behandlungserfahrung.

Von 1.000 Neugeborenen sind 7-8 Kinder von einer angeborenen Anomalie des Herzens oder der großen Arterien betroffen, wobei diese Anomalien nicht so schwerwiegend sind, dass sie operiert werden müssen. Bei einer jährlichen Zahl von ca. 700.000 Neugeborenen in Deutschland müssen wir deshalb mit etwa 5.000 neuen Patienten und Patientinnen pro Jahr rechnen. Aufgrund großer Fortschritte in der Diagnostik, in der operativen Therapie und in der postoperativen Versorgung von Kindern mit angeborenen Herzproblemen erreichen heute etwa 85% das Erwachsenenalter.

Was ist ein Pädiatrischer Kardiologe?

Pädiatrische Kardiologen sind sind Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, die sich auf das Fachgebiet Kinderkardiologie spezialisiert haben. Nach dem Medizinstudium haben sie die Facharztausbildung zum Kinder- und Jugendarzt über 5 Jahre absolviert. Anschließend erfolgt die Spezialisierung zur Kinderkardiologie, die eine Ausbildung über weitere 3 Jahre erfordert. In der Ausbildung lernen Kinderkardiolog/-innen die diagnostischen Hilfsmittel, um angeborene Herzfehler, Herzrhythmusstörungen oder andere Erkrankungen des Herzens erkennen und behandeln zu können. Zu diesen diagnostischen Hilfsmitteln gehören neben der klinischen Untersuchung unter anderem das Elektrokardiogramm, die Ultraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiographie und Dopplersonographie), die Katheteruntersuchung des Herzens sowie die Kernspintomographie. Einige Spezialist/-innen in der Kinderkardiologie verfügen über Methoden, mit denen im Herzkatheterlabor angeborene Herzfehler behandelt oder zumindest in ihren negativen Auswirkungen auf den Kreislauf reduziert werden können. Zu diesen sogenannten interventionellen Herzkatheteruntersuchungen gehören unter anderem der Verschluss von Defekten in der Vorhofscheidewand des Herzens (durch Einsetzen eines kleinen Doppelschirmchens) oder die Aufdehnung von Engstellen an Herzklappen durch Ballonkatheter. Andere Spezialist/-innen der Kinderkardiologie konzentrieren sich auf die Diagnose und Behandlung von Herzrhythmusstörungen: Durch spezielle Herzkatheter ist es möglich, die genaue Ursache von chronischen Herzrhythmusstörungen zu erkennen (sogenannte elektrophysiologische Untersuchung) und zu analysieren. Häufig kann bei Patienten und Patientinnen mit chronischen Herzrhythmusstörungen die Herzrhythmusstörung im Herzkatheterlabor bleibend beseitigt werden, indem Bezirke des Herzmuskels, die für die Entstehung der Herzrhythmusstörung verantwortlich sind, mit Hilfe von speziellen Herzkathetern zerstört (abladiert) werden.

Von 1.000 Neugeborenen sind 7-8 Kinder betroffen

Welche Krankheiten sollten/müssen in der Pädiatrischen Kardiologie behandelt werden?
  • Angeborene Herzfehler
  • Defekte in den Herzscheidewänden
  • Vorhofseptumdefekte (Vorhofscheidewanddefekte)
  • Ventrikelseptumdefekte (Kammerscheidewanddefekte)
  • Atrioventrikuläre Septumdefekte
  • Engstellen von Herzklappen (z.B. Enge der Lungenschlagaderklappe: Pulmonalstenose; Enge der Körperschlagaderklappe: Aortenstenose)
  • Komplexe angeborene Herzfehler
  • Fallot`sche Tetralogie (Kammerscheidewanddefekt und Engstelle der Lungenschlagaderklappe)
  • Double-outlet-right-ventricle (Abgang beider Schlagadern aus der rechten Herzkammer)
  • Hypoplastisches Rechtsherzsyndrom (Unterentwicklung der rechten Kammer mit Engstelle der Herzklappen der rechten Kammer)
  • Hypoplastisches Linksherzsyndrom (Unterentwicklung der linken Kammer mit Unterentwicklung der Herzklappen der linken Kammer)
  • Singulärer Ventrikel/univentrikuläres Herz (Herz mit Fehlen einer Pumpkammer)
  • Transposition der großen Arterien (angeborene Vertauschung der Schlagadern des Herzens)
  • Trunkus arteriosus communis (Abgang beider Schlagadern aus dem Herzen mit einem gemeinsamen Gefäßstamm)
  • Pulmonalatresie (Verschluss der Lungenschlagaderklappe)
  • Trikuspidalatresie
  • Anomalien der großen Gefäße
  • Aortenisthmusstenose (Engstelle der Körperschlagader am Ende des Aortenbogens)
  • Unterbrechung des Aortenbogens
  • Persistierender Ductus arteriosus
  • Aortopulmonales Fenster (Defekt zwischen Körperschlagader und Lungenschlagader)
  • Gefäßringe
  • Lungenvenenfehleinmündung
  • Erworbene Herzerkrankungen
  • Myokarditis (entzündliche Erkrankung des Herzmuskels)
  • Perikarditis (entzündliche Erkrankung des Herzmuskels)
  • Kawasaki-Syndrom (entzündliche Erkrankung der Arterien mit bevorzugtem Befall der Herzkranzgefässe)
  • Rheumatisches Fieber
  • Arteriosklerose bei angeborenen Fettstoffwechselstörungen
  • Kardiomyopathien (angeborene Erkrankungen des Herzmuskels)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Supraventrikuläre Tachykardien (z.B. WPW-Syndrom)
  • Ventikuläre Tachykardien
  • Supraventrikuläre/ventrikuläre Extrasystolie
  • Long-QT-Syndrome
  • AV-Block
Wo arbeiten Pädiatrische Kardiolog/-innen?

Kinderkardiolog/-innen arbeiten zum einen an Herzzentren, die sich auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern spezialisiert haben. Zu dieser Behandlung gehört ein spezialisiertes Team aus Kinderkardiologie, Kinderherzchirurgie (das heißt von Herzchirurg/-innen, die eine spezielle Expertise in der Behandlung von Kindern mit angeborenen Herzfehlern aufweisen), Anästhesie, Pflege, Kardiotechnik und Sozialarbeit. Darüber hinaus gibt es Kinderkardiologen und -kadiologinnen, die sich an Kinderkliniken um eine optimale Versorgung von Kindern mit Herzfehlern kümmern. Zudem existiert seit einigen Jahren ein flächendeckendes Netz von Niedergelassenen in der Kinderkardiologie, die in Schwerpunktpraxen für eine ambulante Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern zur Verfügung stehen. Diese Spezialist/-innen arbeiten regional eng in der Betreuung der Patienten und Patientinnen zusammen.

Wie finde ich den Kontakt zur Pädiatrischen Kardiologie?

Grundsätzlich sollten Sie in Ihrer kinder- und jugendärztlichen Praxis besprechen, welche Betreuung richtig für Ihr Kind ist. Dort wird man Ihnen helfen, die beste Anlaufstelle zu finden. In Abhängigkeit von dem Problem Ihres Kindes könnte es eine kinderkardiologische Schwerpunktpraxis, eine Kinderklinik oder ein Herzzentrum sein. Eine Liste von Kinderherzzentren, Kinderkardiologien an Kinderkliniken sowie Schwerpunktpraxen für Kinder- und Jugendkardiologie/Angeborene Herzfehler finden Sie im Kinderherzführer, den Sie über die Homepage der DGPK (www.kinderkardiologie.org) abrufen können. Sie erreichen diesen Kinderherzführer auch über die Homepage der Deutschen Herz Stiftung (www.herzstiftung.de) und über die Homepage der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (www.gstcvs.org).

Pädiatrische Kardiologie – die beste Behandlung für Ihr Kind

Angeborene Herzfehler zeichnen sich aus durch eine sehr hohe Variabilität, die Herzfehler unterscheiden sich oft durch kleine, aber für die Behandlung wichtige Details. Die erfolgreiche Behandlung von Kindern mit angeborenen Herzfehlern oder anderen Herzerkrankungen erfordert deshalb eine genaue Erfassung von allen Details des Herzfehler und eine individuelle Planung der Behandlung. Die Herzerkrankungen des Kindesalters unterscheiden sich ganz erheblich von den überwiegend erworbenen Herzerkrankungen des Erwachsenenalters. Kinder und Jugendliche mit angeborenen oder erworbenen Herzerkrankungen bedürfen deshalb einer besonderen ärztlichen Betreuung, die durch speziell für diese Zwecke ausgebildete Kinderkardiolog/-innen gewährleistet wird.

Kinderärztinnen und -ärzte mit der Schwerpunktbezeichnung "Kinderkardiologie" verstehen sich nicht als reine Organspezialist/-innen, sondern als Ärzte für Kinder- und Jugendliche mit Herz- und Kreislauferkrankungen, die eine ganzheitliche Betreuung benötigen, da häufig auch Probleme außerhalb des Herzens bei der Behandlung mitberücksichtigt werden müssen.

Kompetenznetz

Ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Kompetenznetz, an dem sich die kinderkardiologischen Zentren Deutschlands beteiligen, dient der Verbesserung der Forschung und Versorgung von Menschen mit angeborenem Herzfehler.

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Fachgesellschaft

Die Kinderkardiolog/-innen Deutschlands sind organisiert in der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK), Informationen zur Fachgesellschaft finden sich auf http://www.kinderkardiologie.org