FAQs: Maske, Kinder und Coronavirus



FAQs: Maske, Kinder und Coronavirus

Berlin, aktualisiert im Februar 2022. - Das Tragen einer Maske wird empfohlen, wenn mehrere Menschen im öffentlichen Raum für längere Zeit zusammentreffen oder die Abstandsregeln nicht zuverlässig eingehalten werden können. Im aktuellen Infektionsgeschehen besteht daher an vielen Schulen eine Maskenpflicht. Viele Eltern sorgen sich um die Verträglichkeit der Masken für ihre Kinder. Die Corona Task Force der DGKJ  hat Ihnen hier gemeinsam mit dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Antworten auf Fragen zusammengestellt, die uns zu diesem Thema erreicht haben.

Vermindert das Tragen von Masken die Infektionsausbreitung von COVID-19?

Es gibt zahlreiche Studien zu dem Thema. In großen Meta-Analysen (zusammenfassende Übersicht und Interpretation von vielen Einzelstudien) und Übersichtsarbeiten zeigt sich, dass das Tragen von Masken die Ausbreitung von respiratorischen Infekten (Infektion der Atemwege) inkl. COVID-19 zwar nicht absolut verhindern, aber minimieren kann. Masken nutzen nur dann, wenn sie korrekt getragen und gehandhabt werden. Sie sind nur ein Teil der sg. AHA-L-Regeln zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie.

Welche Masken sind für Kinder geeignet?

Masken werden in unterschiedlichen Gruppen eingeteilt:

  1. Mund-Nasen-Bedeckung = MNB (Alltagsmasken, Community-Masken)
  2. Medizinische Gesichtsmasken / Mund-Nasen-Schutz = MNS (OP-Maske)
  3. Partikelfiltrierende Halbmasken (Filtering Face Piece, FFP2/FFP3-Masken, KN95/N95)

Bund und Länder weisen in ihrem Beschluss vom 19.01.2021 darauf hin, dass OP-Masken wie auch Masken der Standards KN95/N95 oder FFP2 eine höhere medizinische Schutzwirkung haben als Alltagsmasken (MNB), die keiner Normierung in Hinblick auf ihre Schutzwirkung unterliegen.

Es wird daher auch im Kindes- und Jugendalter das Tragen des Maskentyps 2 (MNS) empfohlen. MNS-Masken sind Einmalartikel und als Medizinprodukte standardisiert.

FFP-Masken können in Schulen von Jugendlichen verwendet werden. FFP-Masken dienen wie MNS in erster Linie dem Fremdschutz, aber wegen der ihres dichten Abschlusses auch dem Eigenschutz. Voraussetzung ist das korrekte Tragen einer passenden Maske. Die Maskengrößen sind nicht standardisiert und auf Erwachsene zugeschnitten. Damit dichten sie bei Kindern unter 12 Jahren nicht ausreichend ab und sind in ihrer Wirksamkeit dann nicht anders zu bewerten als MNS.  FFP-Masken sind grundsätzlich Einmalartikel und sollten nicht wieder verwendet werden. Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) führt zur Wiederverwendbarkeit von FFP2-Masken aus: "Setzen Sie die Maske auf und ab, ohne dabei die Innenseite oder den Dichtrand zu berühren und bewahren Sie sie nach dem Einsatz gut belüftet auf. Dann ist eine wiederholte kurzzeitige Benutzung für mehrere Tage möglich." (https://www.dguv.de/de/mediencenter/pm/pressearchiv/2021/quartal_1/details_1_418252.jsp). Das Bundesamt für Arzneimittel in der Medizin informiert auf seiner Website über Masken und weitere Voraussetzungen einer Wiederverwendung (https://www.bfarm.de/SharedDocs/Risikoinformationen/Medizinprodukte/DE/schutzmasken.html).

Entsprechend der Arbeitsschutzvorschriften sollten FFP-Masken nicht länger als 75 Minuten ununterbrochen getragen werden mit einer anschließenden Pause von 30 Minuten.

MNB sind keine Medizinprodukte, nicht standardisiert, eine generelle Aussage über ihre Wirksamkeit ist kaum möglich. Daher werden sie aktuell nicht mehr empfohlen. Einzelne Studien belegen aber auch eine gewisse Wirksamkeit.

Alle Masken müssen passgenau sitzen, um ihre Schutzwirkung entfalten zu können.

Viele Eltern sorgen sich, dass ihr Kind während des Maskentragens nicht ausreichend Sauerstoff erhält. Stimmt das?

Zur Beantwortung dieser Frage einige grundsätzliche Anmerkungen zu den normalen physiologischen Vorgängen bei der Atmung:

Die Atmung dient zum einen der Sauerstoffaufnahme, zum anderen der Abatmung des Stoffwechselproduktes Kohlendioxid (CO2). Der stärkste Atemantrieb ist ein Anstieg des CO2 im Blut, danach folgt die Abnahme von Sauerstoff im Blut, dann eine Übersäuerung des Blutes, die in Folge eines Sauerstoffmangels entsteht. Der Atemantrieb führt zu einer Erhöhung der Atemfrequenz und einer Vertiefung der Atmung (Vergrößerung des Atemzugvolumens). Das sogenannte Atemminutenvolumen steigt. Bei körperlicher Aktivität kommt es durch den angeregten Stoffwechsel zu einem vermehrten Anfall von CO2 im Blut, das durch verstärkte Atemtätigkeit wieder abgeatmet wird. Jeder Sportler kennt das, jeder, der körperlich anstrengende Tätigkeit ausübt, kennt das auch. Der Körper braucht eine leichte Erhöhung der CO2-Konzentration im Blut, das triggert vermehrte Atemarbeit und hält dadurch die CO2-Konzentration im Blut in einem Normbereich stabil. Auch die Sauerstoffsättigung im Blut bleibt in einem Normbereich stabil. Das gilt für alle Altersgruppen.

Was ist der sog. „Totraum“? Die Atemwege bestehen aus den beiden Lungen, Bronchien, Luftröhre, sowie dem Mund/Nasen/Rachenbereich. Nur die so genannten Lungenbläschen (=Alveolen) nehmen direkt am Gasaustausch teil. Die größeren luftführenden Anteile der Atemwege (Bronchien, Luftröhre, Mund/Nasen/Rachenbereich) nehmen nicht am Gasaustausch teil und werden deshalb als „Totraum“ bezeichnet.

MNS sind nicht gasdicht, sie haben seitlich keine Abdichtungsvorrichtungen, so dass eine Rückatmung des in die Maske abgegebenen CO2 in geringem Umfang stattfindet. Die Rückatmung kann zu einer minimalen Erhöhung der CO2-Konzentration führen, die aber - wie oben ausgeführt - über eine vermehrte Atemtätigkeit problemlos kompensiert wird. 

FFP-Masken im medizinischen Bereich sind abdichtend, bei richtiger Tragweise wird der Totraum vergrößert. Auch das können Kinder kompensieren.

Je dichter eine Maske ist, desto mehr steigt der Atemwegswiderstand. Auch das wird durch vermehrte Atemarbeit ausgeglichen, kann aber als unangenehm empfunden werden und insbesondere bei langem Tragen ohne Pausen zu Beschwerden wie z.B. Kopfschmerzen führen.

Gibt es Studien zur Wirkung des Maskentragens auf Kinder?

Untersuchungen zum Tragen von MNB- oder MNS-Masken spezifisch im Kindesalter liegen bezgl. einzelner Fragestellungen vor. In einem Überblick der bislang vorhandenen wenigen Studien auch zu N95-Masken zeigten sich keine signifikanten Veränderungen der atemphysiologischen Parameter bei den untersuchten Patienten (Eberhart M et al., The impact of face masks on children-A mini review. Paediatr 2021 Jun;110(6):1778-1783 doi: 10.1111/apa.15784. Epub 2021 Feb 21). Eine Untersuchung der CO2-Konzentration des Blutes bei kindlichen Maskenträgern im Ruhezustand wird aus den o.g. Gründen keine signifikante Veränderung zeigen, da selbst unter der Annahme einer leichten CO2-Rückatmung gesunde Kinder das mit gering vermehrter Atemarbeit kompensieren können.

Reagieren Kinder anders auf Maskentragen als Erwachsene?

Der kindliche Organismus ist autonom und lebenskompetent. Kinder haben keinen vermehrten Sauerstoffbedarf im Vergleich zu Erwachsenen, sie atmen unter normaler Raumluft genauso komfortabel wie Erwachsene. Das Atemzugvolumen ist bei Kindern und Erwachsenen auf das Körpergewicht bezogen identisch (6-8 ml / kg Körpergewicht). Eine Sauerstoffuntersättigung des Blutes tolerieren Kinder nicht so lang wie Erwachsene. Es gibt allerdings aus den o.g. Gründen keine theoretische Begründung einer Gefahr einer Sauerstoffuntersättigung unter Maskenatmung, aus den vorliegenden Studien im Erwachsenenalter (inkl. auch älterer Menschen) wissen wir, dass vor, während und nach dem Tragen einer Maske kein Absinken der Sauerstoffsättigung des Blutes unter den Normbereich bzw. CO2-Anstieg oberhalb des Normbereiches zu beobachten ist. Es gibt keinen Grund, bei Kindern anderes anzunehmen.

Wie sieht es aus mit den jungen Kindern, sollten/könnten auch sie Maske tragen?

Theoretisch erhöht das Maskentragen das Risiko des plötzlichen Kindstodes (SIDS, sudden infant death syndrome). Im Säuglingsalter dürfen deshalb keine Masken getragen werden!

Im Kleinkindalter raten wir vom Maskentragen ab, die Kinder können damit nicht sinnvoll umgehen. Die Masken müssen immer an die Größe der Kinder angepasst werden. Auch im Grundschulalter sollten Maskenpausen individuell zugelassen werden.

Was ist, wenn mein Kind sich weigert, die Maske zu tragen oder klagt, dass es wegen der Maske Kopfschmerzen und andere Beschwerden hat?

Masken sind keine Komfortartikel. Am besten wäre es natürlich, wenn sie nicht getragen werden müssten. Die Akzeptanz ist unabhängig vom Alter sehr unterschiedlich. Dabei spielt es eine große Rolle, ob man vorab bereits eine grundsätzliche Akzeptanz mitbringt, die es ermöglicht, das Tragen als normale Alltagssituation zu bewerten. Das ist besonders im Kindesalter wichtig. Im Klartext heißt das, je normaler ich als Elternteil das Maskentragen vormache, um so eher wird mein Kind die Maske auch tolerieren. Je mehr ich selbst das Tragen in Zweifel ziehe, um so eher wird das Kind die Maske als Belastung sehen und Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme haben. Wir sollten unseren Kindern die Maske nicht als Problem oder gar Bedrohung darstellen - sie ist unser Begleiter in der Abwehr der Pandemie.

Ein Schultag ist lang – brauchen Kinder nicht auch Pausen von der Maske? Im Arbeitsschutz der Erwachsenen spielt das ja auch eine Rolle.

Das hängt von der individuellen Akzeptanz des Trägers ab. Nach ca. 45 min empfehlen wir eine Maskenpause unter Beachtung der sonstigen Hygieneregeln. In der Grundschule unterstützen wir eine individuelle Vorgehensweise mit Zulassung von „Maskenpausen“.

Ist Sportunterricht mit Maske ein Problem?

Bei körperlicher Anstrengung z. B. im Sportunterricht sollte keine Maske getragen werden.