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Neu im Vorstand: Dr. Janna-Lina Kerth

14.04.2023

Seit dem 1. Januar vertritt sie die Belange der Assistenz- und Oberärzt:innen im Vorstand der DGKJ, zudem ist sie Sprecherin der AG Junge DGKJ.

Bild: privat
Dr. Janna-Lina Kerth, DGKJ

Dr. Sybille Lunau von der DGKJ-Geschäftsstelle hat sie nach ihren konkreten Plänen und Vorhaben für 2023 befragt.

Frau Kerth, wie sieht Ihre Jahresplanung 2023 mit Blick auf die DGKJ aus? Gibt es fachliche Highlights, auf die Sie sich besonders freuen?

Ich möchte die Projekte, die meine Vorgängerin Iris Eckhardt angestoßen hat, weiterführen und noch weiter ausbauen – ich möchte junge Kolleg:innen dazu einladen, bei uns mitzuarbeiten, weil es unglaublich viel Spaß macht, neue Ideen im Team zu entwickeln und die vielen tollen Projekte dann gemeinsam umzusetzen. Zum Beispiel hat der Kurs „Fit für den 1. Dienst“ im November zum ersten Mal erfolgreich stattgefunden und wird in diesem Jahr in die zweite – hoffentlich noch bessere – Runde gehen. Außerdem soll mit „Fit für …“ eine ganze Reihe an Fortbildungsangeboten entstehen und ich freue mich sehr auf die Arbeit daran.

Ganz grundsätzlich hoffe ich, nicht nur 2023, sondern auch in den nächsten drei Jahren meinen kleinen Teil dazu beitragen zu können, den Beruf des/der Kinderärzt:in für junge Kolleg:innen weiter attraktiv zu halten. Das ist natürlich eine Mammutaufgabe, die wir als Junge DGKJ nicht alleine stemmen können, aber dafür haben wir das Netzwerk #gemeinsamstarkfürkinder mit den Nachwuchsorganisationen der pädiatrischen Subspezialitäten, außerdem ist die Junge DGKJ auch im Bündnis Junge Ärztinnen und Ärzte und in der Nachwuchsorganisation der europäischen Fachgesellschaft vertreten. Diese Netzwerke sind eine große Stärke und helfen uns dabei, dass unsere Interessen auch von der Politik wahrgenommen werden.

Ein fachliches Highlight wird sicherlich der Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Hamburg im September, bei dem wir als Junge DGKJ auch wieder einiges beitragen dürfen: Es wird ein Forum zur guten Weiterbildung geben und ganz besonders gespannt bin ich auf den nächsten Live-Podcast der Expertise-Piraten, bei dem es um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gehen wird.

Sie sind wie viele Ihrer Kolleg:innen derzeit stark eingespannt. Wie sieht Ihre persönliche Work-Life-Balance aus?

Ich arbeite an der Unikinderklinik Düsseldorf und bin aktuell in der Weiterbildung für die Schwerpunktbezeichnung Neonatologie, also auf der Intensivstation – da gibt es relativ wenig Alltag, sowohl während der Arbeitszeit als auch den Dienstplan betreffend. Mein persönliches Highlight bei der Arbeit sind Erstversorgungen von Früh- und Neugeborenen; vor ein paar Tagen durfte ich – mit dem Oberarzt direkt neben mir – zum ersten Mal ein extrem kleines Frühgeborenes erstversorgen. Zurzeit verbringe ich viele Abende in Zoom-Meetings für die Junge DGKJ, wir planen unter anderem die nächste Runde des Kurses „Fit für den 1. Dienst“ und die Sessions der Jungen DGKJ auf dem Kongress im September. Ansonsten lese ich gern und viel – abschalten kann ich gut mit Krimis, zuletzt zur Abwechslung mit einer Hörbuchserie über einen japanischen Inspektor in Hamburg. Das lässt sich auch gut beim Freeletics-Training, auf der Rudermaschine oder auf dem Rad auf dem Weg zum Yogastudio hören.

Als Sie sich im letzten Jahr zur Wahl stellten, thematisierten Sie besonders das „Überleben im Stationsalltag“. Ofensichtlich haben Sie damit bei den jüngeren Kolleg:innen einen Nerv getroffen, oder?

Ja, ich glaube, dass das ein Thema ist, das uns alle betrifft, vor allem am Anfang unserer Laufbahn. Wir wollen es alle gut und richtig machen und scheitern dann doch oft an der Wirklichkeit. Der Wunsch, es besser zu machen – sowohl für uns als auch für die jungen Kolleg:innen, die nach uns kommen – ist das, was uns alle verbindet.

Auf Pandemie und Lockdowns folgte Ende letzten Jahres eine starke RSV-Welle. Wie haben Sie diese Situation erlebt?

Ich arbeite ja aktuell auf der Intensivstation und wir haben, wie viele andere auch, mit der Bettenreduktion aufgrund des Pfegepersonalmangels zu kämpfen und konnten nicht alle Betten belegen – dadurch konnten wir manchmal nicht nur Kinder aus unserer eigenen Notaufnahme nicht aufnehmen, sondern mussten auch Verlegungsfragen von extern ablehnen. Das empfinde ich als total frustrierend.

Was muss Ihrer Meinung nach geschehen, um den Beruf attraktiv zu halten? Wie sieht „Ihre“ ideale Kinderklinik aus?

In der Kinder- und Jugendmedizin haben wir ja nach wie vor den Vorteil, dass wir für junge Kolleg:innen ein sehr attraktives Fach sind – ich selber würde mich auch immer wieder dafür entscheiden und finde es toll, dass jede:r eine Nische fnden kann. Das ist etwas, was sich zum Glück nicht ändert. Ich habe es aber vor allem in den letzten Jahren während der Pandemie erlebt, dass die fehlende Planbarkeit, sowohl dadurch, dass es den Dienstplan erst spät gibt, als auch durch das häufige Einspringen, die Kolleg:innen mürbe gemacht hat und die Stimmung im Team spürbar immer schlechter wurde. Es dürfen nicht ständig die Höchstarbeitszeit überschritten, die Ruhezeit ignoriert und Überstunden im dreistelligen Bereich angesammelt werden, das macht auf Dauer nicht nur keinen Spaß, sondern gefährdet letztendlich die Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Aktu[1]ell haben wir das zweifelhafte Glück, durch die Welle der Atemwegsinfektionen eine große mediale Aufmerksamkeit zu bekommen – die müssen wir nutzen!

In meiner idealen Kinderklinik gäbe es also vor allem ausreichendes Personal, ärztlich und pflegerisch, um allen Kindern wohnortnah zumindest die Akutbehandlung garantieren zu können. Es gäbe aber auch viel mehr Psycholog:innen und Sozialarbeiter:innen, denn viele Aspekte der Kinder- und Jugendgesundheit sind nicht nur rein medizinisch zu betrachten, sondern betreffen vielmehr den gesamten Sozialraum der Familien. Außerdem wünsche ich mir eine kindgerechte Gestaltung aller Kinderkliniken, mit viel Licht, hellen Farben, Möglichkeiten zum Spielen und zum Rückzug – gerade für die Kinder, die aufgrund schwerer Krankheiten lange bei uns bleiben müssen, wird es schnell sehr eng. Ich wünsche mir genug Raum und Kapazitäten, damit die Kinder, die es brauchen, auch bei voller Bettenbelegung in dieser beängstigenden Situation ein Elternteil oder eine vertraute Person bei sich haben können.

 

Das Interview ist erschienen in: Monatsschr Kinderheilkd 2023 · 171:376–379 doi.org/10.1007/s00112-023-01743-5

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