Morgen eröffnet der Kongress für Kinder- und Jugendmedizin 2023 in Hamburg, zu dem bis zum 23. September mehr als 2.000 Fachbesucherinnen und -besucher erwartet werden. Sie werden sich gleich am ersten Tag des Kongresses mit einem besonders herausfordernden Bereich ihres Fachs befassen: dem Kindernotfall.
Ein Neugeborenes muss reanimiert werden, ein Kleinkind hat einen Fremdkörper verschluckt, ein Teenager wurde bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt? Situationen, die sofortiges Handeln und eingespielte Abläufe erfordern. Hektik ist dabei fehl am Platz, stattdessen müssten alle im Team die „geordnete Ruhe bewahren“ – so fasst es PD Dr. Nicolaus Schwerk zusammen, der als Kongresssekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) am diesjährigen Fachprogramm mitgearbeitet hat.
24 Workshops schulen die Teilnehmenden im Umgang mit dem Kindernotfall, von Basic Skills bis hin zur hochspezialisierten Versorgung besonderer Erkrankungs- oder Verletzungsfälle. In weiteren Sitzungen werden weitere Notfall-Aspekte angesprochen, darunter auch der „andere“, der psychosomatische Notfall: Hierzu zählen Regulationsstörungen bei Säuglingen oder Essstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Grundlegend und nicht immer offensichtlich ist das Erkennen eines lebensbedrohlich erkrankten Kindes, dessen Versorgung gemäß der „Goldenen Stunde“ zeitkritisch ist.
Nicolaus Schwerk betont: „Jede Person, unabhängig von der beruflichen Spezialisierung, trägt bei der Akutversorgung kritisch kranker Kinder eine große Verantwortung und sieht sich auch einer nicht unerheblichen psychischen Belastung ausgesetzt“.
In der pädiatrischen Intensivmedizin kämen zudem noch lebensrelevante und ethisch abzuwägende Entscheidungen auf Pflegende und ärztlich Tätige zu. Der Umgang mit solchen Stress- und Belastungsmomenten muss gelernt und regelmäßig aufgefrischt werden, denn „es gibt niemanden in der Pädiatrie, ob niedergelassen oder im Krankenhaus tätig, der nicht regelmäßig mit Notfällen konfrontiert wird“, sagt Schwerk.
Der Kongress befasst sich konkret auch mit der Versorgungs-Triage in der Kindernotfallambulanz und schaut dabei auf praktische Anwendungsbeispiele.
Notfallmedizin: Versorgungssituation
Über die Kongressthematik hinaus erinnert die DGKJ an die angespannte Versorgungssituation in der letzten Wintersaison, als mancherorts wegen Personalmangels und eingesparter Kapazitäten keine freien Betten für eine stationäre Aufnahme mehr vorhanden waren. Die Kinder mussten unnötige Wege auf sich nehmen, um angemessen ärztlich versorgt zu werden, nachdem die zuständigen Ärztinnen/Ärzte in Telefonaten ein solches freies Bett noch ausfindig gemacht hatten. Dies betraf vor allem und ganz besonders die Notfallmedizin.
Die DGKJ mahnt deshalb die Verpflichtung aller Akteure - insbesondere der für die Krankenhausplanung zuständigen Landesministerien - an, die notwendigen Strukturänderungen schnell umzusetzen, damit die Daseinsvorsorge im plötzlichen Erkrankungsfall auch für Kinder in einer verantwortlichen Weise greifen kann.
Info für die Redaktionen:
Notfallmedizin ist eines der Schwerpunktthemen auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin vom 21.-23. September 2023 in Hamburg. Sind Sie bereits akkreditiert?
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