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DGKJ zum Krieg in der Ukraine

04.03.2022

Statement zur Situation der Kinder und ihrer Familien im Kriegsgebiet

Als wissenschaftliche Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendmedizin sind wir angesichts des Krieges in der Ukraine besorgt und möchten den Blick vor allem auf Kinder lenken.

Kinder und Jugendliche gehören immer zu den am schwersten und unmittelbar betroffenen Opfern von Krisen und Kriegen. Das betrifft nicht nur die unmittelbare Gefahr für Leib und Seele, sondern auch alle anderen Bereiche des Lebens, von der Gesundheitsversorgung über die Nahrungsmittelversorgung, den Zugang zu Bildung, das Recht auf ein Aufwachsen und die Förderung in einer sicheren Welt. Kinder bedürfen eines besonderen Schutzes – auch und gerade in Krisen und Kriegen. Dieses Grundbedürfnis findet auch in den Genfer Konventionen und der UN-Kinderrechtskonvention seinen Ausdruck. Wir sind daher bestürzt angesichts der Nachrichten: wenn wir von Bombardierungen von Schulen und Krankenhäusern in der Ukraine hören oder von Cyberangriffen auf das Gesundheitswesen und die Bildungsinfrastruktur, wenn wir hören, dass Kinder in unwirtlicher Umgebung zur Welt kommen, Kinder mit ihren Familien um ihr Leben bangen müssen. Vielerorts ist die medizinische Versorgung von Kindern ebenso wie die der Erwachsenen stark eingeschränkt. Kinder und Jugendliche mit schweren, teils lebensbedrohlichen Erkrankungen können in ihrer ukrainischen Heimat nicht mehr behandelt werden, da Kliniken zerstört sind oder die medikamentöse Versorgung zusammengebrochen ist. Das alles sind eklatante und inakzeptable Verstöße gegen Grundsätze, auf die sich die internationale Staatengemeinschaft verständigt hat.

Wir rufen zu Spenden an die großen Hilfsorganisationen auf, von denen wir hoffen, dass sie die Logistik, die Infrastruktur und jahrelange krisenerprobte Erfahrung besitzen, um im Kriegsgebiet Leid zu lindern helfen. Wir unterstützen alle Aktivitäten, die das Wohlergehen und die Gesundheitsförderung von Kindern vor allem in der Ukraine aber auch in der Region zum Ziel haben und weisen hier besonders auf den Aufruf der European Academy of Pediatrics hin.

Wir wünschen allen Kinderärztinnen und -ärzten und Eltern in der Kriegsregion Kraft und Hoffnung und möchten unseren Beistand versichern. Jeder Tag stellt sie vor Herausforderungen, die wir lediglich erahnen können.

Die UN-Kinderrechtskonvention wurde auch von Russland anerkannt und unterzeichnet, spielt aber keine Rolle. Aber unsere Politiker müssen bei ihren Entscheidungen versuchen, die Rechte und das Wohl der Kinder im Blick zu behalten. Die Europäische Union, andere europäische Länder und alle Länder der UN müssen sicherstellen, dass die auferlegten Sanktionen in möglichst geringem Ausmaß Kinder und ihre Familien betreffen.

Was können wir tun?

Diejenigen Familien mit Kindern, die sich zur Flucht entschlossen haben und bei uns ankommen, möchten wir mit offenen Armen empfangen. Die überwältigende Solidarität und Hilfsbereitschaft in Europa und Deutschland in diesen Zeiten macht Hoffnung. Vielerorts gibt es bereits Projekte zur schnellen Aufnahme und Versorgung von Kindern und Familien aus der Ukraine. Wir appellieren an unsere Mitglieder als Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, die betreffenden Kinder und Jugendlichen grundsätzlich alle zu behandeln und ihnen die medizinische Versorgung zukommen zu lassen, die unsere Patienten gewohnt sind.

Wir stehen in Kontakt mit der Bundesregierung und haben ihr zugesichert, dass wir in der Logistik der medizinischen Versorgung von Kindern in bzw. aus der Ukraine behilflich sein können. Als DGKJ organisieren wir aber keine eigenen Krankentransporte und bauen auch keine separaten Hilfestrukturen auf. Parallelstrukturen neben den etablierten bzw. jetzt neu aufzubauenden staatlichen Strukturen halten wir nicht für sinnvoll. Wir wissen, dass die Bundesregierung die zu erwartenden Flüchtlinge nach dem bewährten Kleeblattsystem verteilen wird und sind uns sicher, dass alle Kliniken für Kinder- und Jugendliche und alle Mitglieder unserer Fachgesellschaft alles in ihren Kräften stehende tun werden, um die betroffenen Kinder zu unterstützen.

Wir wünschen uns, dass wir die uns gestellten Herausforderungen so meistern, dass wir unseren Patientinnen und Patienten hierin Vorbild sein können.

 

Der Vorstand und die Geschäftsstelle der DGKJ

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