Überleben im Stationsalltag



Überleben im Stationsalltag

Was brauchen und wünschen sich junge Ärzt*innen für eine qualitativ hochwertige und gleichzeitig patienten- und ressourcenorientierte ärztliche Tätigkeit?

Für uns als Kinder- und Jugendärzt*innen stehen besonders der Umgang mit den Kindern und Jugendlichen sowie Elterninformation und -gespräche im Mittelpunkt. Außerdem sollte genug Zeit für Visiten und die Durchführung wichtiger diagnostischer Schritte wie Sonographie oder Lumbalpunktion sein. Wichtig sind uns auch Recherche und der Austausch mit (erfahreneren) Kolleg*innen.Das alles setzt genug Personal und gute Organisation voraus!

Schluss mit „Das haben wir schon immer so gemacht“!

Veraltete Strukturen erschweren den zügigen und reibungslosen Ablauf im Stationsalltag. Vor allem die Doppeldokumentation durch Hybridsysteme kostet wertvolle Zeit. Das heißt, es gibt neben der Papierakte, auch ein Krankenhausinformationssystem, das leider häufig auch noch Schnittstellenprobleme aufweist. Bei rein digitalen Akten gibt es z.B. keine vernünftigen Lösungen, dass Anordnungen sicher erledigt werden. Dies muss wiederum durch zeitaufwändige Kontrolltelefonate sichergestellt werden.

Es müssen endlich digitale Lösungen etabliert werden, welche auf Basis von tatsächlichen ärztlichen Bedürfnissen entwickelt wurden, anwenderfreundlich im hektischen Klinikalltag sind und nicht aus rein wirtschaftlichen Interessen verkauft werden!

Tätigkeiten, die primär keine ärztlichen Aufgaben sind, wie Untersuchungen anmelden, Befunde erfragen, freie Betten organisieren, kodieren, sollten in die Hände von einem kompetenten Stationssekretariat, Bettenmanagement oder speziell ausgebildeten Kodierfachkräften gegeben werden können. Durch entsprechende Diktierfunktion, Spracherkennung oder Schreibkräfte kann unsere Zeit beim Schreiben von Arztbriefen eingespart und in die unmittelbare Patientenversorgung investiert werden. Dies ist nicht nur aus personeller, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen!

Darum ist die Kinder- und Jugendmedizin zeit- und personalintensiv. Im Vergleich zur Erwachsenenmedizin haben wir hohe Investitions- und Vorhaltekosten und eine sehr große Bandbreite an Subspezialitäten abzudecken. 500 DRGs in der Kinder- und Jugendmedizin stehen z.B. 200 DRGs in der Inneren Medizin bei einem Gastroenterologen gegenüber.

Für eine altersgerechte Patientenversorgung ist in Kinderkliniken die Betreuung durch qualifizierte Gesundheits- und Kinderkrankenpflegende unabdingbar. Die Politik muss endlich dem Mangel an Pflegefachkräften wirkungsvoll begegnen und die Spezialisierung der Kinderkrankenpflege entsprechend fördern!

Wissen ist Macht

Gute Weiterbildung braucht ebenfalls Zeit und Personal! Flächendeckende Einarbeitungskonzepte sind notwendig, damit der Erwerb fachlicher Kompetenzen einfach, zügig und vor allem strukturiert gelingen kann. Geschäftsführende müssen verstehen, dass Kompetenz und Wissen gehalten, aber auch weitergegeben werden müssen, um langfristig eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu gewährleisten. Die Möglichkeit an internen z.B. 1 x wöchentlich im Rahmen der Mittagsbesprechung und externen Fortbildungsveranstaltungen z.B. im Rahmen von Kongressen teilnehmen zu können, sind nicht nur ein Zeichen von Wertschätzung, sondern ein essenzieller Teil der Weiterbildung. Wenn von Anfang an in Weiterbildungsassistent*innen investiert wird, stehen auch zukünftig fachlich versierte Fachärzt*innen zur Verfügung. Unbefristete Verträge sollten die Regel sein, nicht die Ausnahme!

Dann klappts auch mit der WORK-SMILE-Balance

Ziel eines jeden Chefarztes/einer jeden Chefärztin sollte sein, dass sich alle Ärzt*innen mit dem Team, aber auch der Klinik im Sinne einer Corporate Identity identifizieren können. Dies verbessert die Mitarbeiterzufriedenheit und damit auch das Engagement nachweislich. Die Personaldecke muss für kurzfristige Ausfälle (Krankheitsfall, Schwangerschaft, Elternzeit) 15-20% mehr Personal vorsehen. Fakt ist: Pädiatrie ist überwiegend weiblich. Als ärztliche Leitung bzw. als Geschäftsführung sollte man daher auf eine schwangere Kollegin vorbereitet sein!

Unsere Arbeit ist Teil unseres Lebens. Nur wenn es nicht mehr ums „Überleben“ geht, sondern Work-Life-Balance eine Ergänzung und keinen Gegensatz darstellt, dann werden wir glücklicher und erfüllter unsere ärztlichen Aufgaben bewältigen können.

 

Text: Junge DGKJ


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