Was ist ein/e Kindernephrolog/-in?
Kindernephrologen sind Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, die sich auf das Erkennen und die Behandlung von Erkrankungen der Nieren und ableitenden Harnwege im Kindes- und Jugendalter langjährig spezialisiert haben. Sie haben zunächst wie alle Ärztinnen und Ärzte mindestens 6 Jahre Medizin studiert, danach eine fachärztliche Ausbildung in der Kinder- und Jugendmedizin über weitere 5 Jahre absolviert. Anschließend müssen sie sich mindestens 2 Jahre (insgesamt 3 Jahre) in speziellen Ausbildungszentren mit allen Formen von Nierenerkrankungen beim Kind und deren Behandlung befassen. Der Ausbildungsplan ist genau vorgegeben und erstreckt sich von den angeborenen Fehlbildungen des Harntraktes über Nierenerkrankungen bei Stoffwechselleiden und Autoimmunerkrankungen bis hin zur Nierenersatztherapie in Form von Bauchfelldialyse, Hämodialyse (künstliche Niere) und Nierentransplantation. Dabei werden auch spezielle diagnostische Fähigkeiten erworben, wie Nierenbiopsie, Blasenpunktion, Ultraschalluntersuchung sowie Röntgen- und nuklearmedizinische Diagnostik.
Im Gegensatz zur Erwachsenen-Nephrologie sind Kindernephrolog/-innen mit den speziellen Nierenerkrankungen des Kindesalters vertraut, die sich in ihrem Spektrum grundsätzlich von denen des nierenkranken Erwachsenen unterscheiden. Sie beherrschen Methoden der Krankheitserkennung und Behandlung, die auf die kindlichen Bedürfnisse zugeschnittenen sind. So berücksichtigen sie sowohl die medizinischen als auch psychologischen Besonderheiten, die sich durch die Reifung und das Wachstum des Organismus ergeben.
Wo arbeiten Kindernephrolog/-innen?
Kindernephrolog/-innen arbeiten in aller Regel dort, wo das Umfeld die zusätzliche erforderliche Spezialbetreuung des nierenkranken Kindes ermöglicht, also vornehmlich in einer Universitätskinderklinik oder in einer größeren nicht universitären Kinderklinik. Nur sehr selten sind sie in einer Kinderarztpraxis tätig. Diese Verteilung begründet sich im Wesentlichen dadurch, dass in der Versorgung des nierenkranken Kindes auf die unmittelbare Mithilfe von Spezialistinnen und Spezialisten (wie z.B. der Kinderurologie, Kinderradiologie, Kinderkardiologie, Kinderchirurgie, Kinderpsychologie, Diätassistenz und Sozialarbeit) zurückgegriffen werden muss. Diese spezialisierte Mitbetreuung steigert dabei in erheblichem Maße die Versorgungsqualität.
Welche Erkrankungen sollen in der Kindernephrologie behandelt werden?
- Alle angeborenen Fehlbildungen von Niere und Harntrakt (cystische Nierenveränderungen, Harnleiterabgangs- und -mündungsengen, Urinrückfluss aus der Blase, Harnröhrenklappen).
- Alle Infektionen von Niere und ableitenden Harnwegen (von der Blasenentzündung bis zur Nierenbeckenentzündung).
- Alle Formen von nephrotischen Syndromen (Leitsymptom große Proteinurie).
- Alle Formen der allergisch-immunologischen Nierenentzündung (Glomerulonephritiden, mit den Leitsymptomen Blut und/oder Eiweiß im Urin).
- Alle Störungen der sogenannten tubulären Funktion (die sich äußern können in Verlust von Körpersalzen, überschießender Blutansäuerung, vermehrter Urinproduktion u.a.).
- Hoher Blutdruck, der im Kindesalter in über 95% aller Fälle Ausdruck einer Nierenerkrankung ist.
- Das akute Nierenversagen (hauptsächlich in Folge einer Giftschädigung der Nieren durch toxische Colibakterien, die vor allem durch rohe Milch und unzureichend gegartes Fleisch übertragen werden).
- Behandlung des chronischen Nierenversagens mit den begleitenden Störungen von Wachstum, Blutbildung und Entwicklung.
- Behandlung von terminaler Niereninsuffizienz, bei der die Kinder nur mittels Nierenersatztherapie überleben können. Hier wird immer die Nierentransplantation angestrebt. Um die Zeit bis zur Transplantation zu überbrücken, wird in den meisten Fällen auf die Bauchfelldialyse (zu Hause) oder die Behandlung mit der künstlichen Niere (in der Klinik) zurückgegriffen.
Kinder brauchen spezielle, auf sie ausgerichtete diagnostische und therapeutische Maßnahmen
Die spezialisierten Ärztinnen und Ärzte stimmen darin überein, dass die Nierenersatztherapie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in die Kindernephrologie gehört. Zudem muss der anschließende Übergang zur Erwachsenen-Nephrologie optimal gestaltet werden. Ebenso herrscht Einigkeit darüber, dass die Indikation zu operativen Eingriffen am Harntrakt immer von der Kindernephrologie mitgetragen werden muss.
Kindernephrologie will die beste Behandlung für Ihr Kind
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, sie haben nicht nur andere Krankheiten als diese, sondern brauchen auch spezielle auf sie ausgerichtete diagnostische und therapeutische Maßnahmen. Hierzu sind spezifische zusätzliche Spezialbetreuungen notwendig, die sowohl den medizinischen als auch den psychosozialen Bereich umfassen. Diese müssen in eine umfassende kinderfreundliche Infrastruktur eingebettet sein. Nur so ist bei akuter Problematik (z.B. akutes Nierenversagen) oder bei chronischer Problematik ( z.B. chronischer Niereninsuffizienz) eine adäquate Behandlung möglich. Ziel ist es, bei akuter Problematik das Überleben zu sichern und bei chronischer Problematik Lebensqualität zu vermitteln. Damit nierenkranken Kindern die bestmögliche Behandlung zuteil wird, sollte die stationäre Behandlung immer in einer Kinderklinik oder auf einer Kinderstation erfolgen.