Krebs im Kindes- und Jugendalter ist vergleichsweise selten. In Deutschland erkranken pro Jahr rund 2.000 Kinder und Jugendliche neu an einer von rund 20 Krebsarten. Erfolgt keine Behandlung, ist ihr Verlauf meist tödlich. Dank der großen Therapiefortschritte wird Krebs jedoch immer besser heilbar. Drei von vier Kindern, bei manchen Tumorarten sogar 90 Prozent der Patienten, führen nach ihrer Erkrankung ein Leben weitgehend ohne Einschränkung.
Was ist ein/e Pädiatrischer Onkolog/-in/Hämatolog/-in?
Diese Spezialistinnen und Spezialisten sind Kinder- und Jugendärztinnen und –ärzte, die sich auf die Pädiatrische Onkologie/Hämatologie spezialisiert haben. Sie haben zunächst (wie alle Ärztinnen unnd Ärzte) mindestens sechs Jahre Medizin studiert. Danach folgt die fachärztliche Ausbildung in der Kinder- und Jugendmedizin über mindestens weitere fünf Jahre. Pädiatrische Onkolog/-innen/Hämatolog/-innen müssen in ihrem Spezialbereich zudem mindestens drei Jahre, davon zwei Jahre nach der Facharztanerkennung gearbeitet und gelernt haben.
Alle führenden pädiatrischen Onkolog/-innen und Hämatolog/-innen sowie pädiatrisch-onkologischen Behandlungseinrichtungen sind innerhalb der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) organisiert und überwiegend gleichzeitig dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (KPOH) angeschlossen (siehe www.kinderkrebsinfo.de). Durch die enge Zusammenarbeit der Expertise in diesen Organisationen und die intensive Vernetzung von Kliniken und Forschungseinrichtungen soll die Gesundheitsversorgung krebskranker Kinder und Jugendlicher verbessert werden. Die GPOH ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).
Welche Krankheiten müssen von einem Pädiatrischen Onkologen bzw. sollten von einem Pädiatrischen Hämatologen behandelt werden?
Solide Tumoren (onkologische Erkrankungen):
- Tumoren des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark)
- Neuroblastome (Tumoren des Nebennierenmarks)
- Wilms-Tumoren (Tumoren der Nieren)
- Rhabdomyosarkome und andere Weichteiltumoren
- Bösartige Knochentumoren
- Schilddrüsenkarzinome
- Lebertumoren
- Keimzelltumoren
- Retinoblastome
- Hauttumoren
- Sonstige, seltenere Tumoren
Erkrankungen des Blutes und des Knochenmarks (onkologisch-hämatologische Erkrankungen):
- Leukämien
- Bösartige Lymphome (Morbus Hodgkin, Non-Hodgkin-Lymphome)
- Myelodysplasien (MDS)
- Langerhans-Zell-Histiozytose (LCH)
Weitere Erkrankungen des blutbildenden Systems (nicht-onkologische hämatologische Erkrankungen):
- Schwere aplastische Anämien
- Neutropenien (angeborene)
- Anämien (hämolytische, hyporegeneratorische – angeboren/erworben)
- Thrombozytopenien
- Hämophilien und sonstige Krankheiten der Blutgerinnung
Wo gibt es die Pädiatrische Onkologie/Hämatologie?
Die Behandlung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Krebs- oder Blutkrankheiten können nicht durch eine Person allein erfolgen; sie erfordern die enge Zusammenarbeit eines Teams aus Kinderonkologie/-hämatologie, Strahlentherapie, Chirurgie, Pathologie, Kinderpsychologie, Pflegel, Sozialarbeit und vielen anderen Mitarbeitenden, die auf die Behandlung krebskranker Kinder spezialisiert sind. Die meisten pädiatrischen Onkolog/-innen/Hämatolog/-innen sind daher in Behandlungszentren tätig, in denen ein solches Team vorhanden ist: meist also in Universitätskliniken für Kinder- und Jugendmedizin, aber auch in Kinderkliniken oder Kinderabteilungen städtischer, kommunaler oder kirchlicher Krankenhäuser, die über entsprechende Fachbereiche verfügen. Die meisten Spezialistinnen und Spezialisten bieten ambulante Sprechstunden an.
Wie finde ich den Weg zur Pädiatrischen Onkologie/Hämatologie?
Grundsätzlich sollten Sie mit Ihrer bzw. Ihrem Kinder- und Jugendärztin oder -arzt besprechen, welche Spezialist/-innen die richtigen für Sie bzw. Ihr Kind sind. Dort wird man Ihnen helfen, die beste Anlaufstelle zu finden und Sie gegebenenfalls in ein kinderonkologisches Behandlungszentrum überweisen.
Eine Liste von Kliniken, Abteilungen und Behandlungseinrichtungen, die auf die Behandlung krebskranker Kinder spezialisiert sind, finden Sie auch im Informationsportal zu Krebs- und Blutkrankheiten bei Kindern und Jugendlichen, www.kinderkrebsinfo.de. Auch die Deutsche Kinderkrebsstiftung kann Ihnen über Behandlungszentren in der Umgebung Ihres Wohnortes Auskunft geben.
Drei von vier Kindern, bei manchen Tumorarten sogar 90 Prozent der Patienten, führen nach ihrer Erkrankung ein Leben weitgehend ohne Einschränkung.
Pädiatrische Onkologie und Hämatologie – die beste Behandlung für Ihr Kind
Kinder und Jugendliche sind keine „kleinen Erwachsenen“. Sie erkranken an anderen Krebsarten als Erwachsene und benötigen eine speziell auf sie zugeschnittene, alters- und fachgerechte Behandlung und Betreuung, damit alle zu Therapiebeginn bestehenden Heilungschancen ausgeschöpft und gleichzeitig behandlungsbedingte Nebenwirkungen und Spätfolgen auf ein Mindestmaß begrenzt werden können. Die intensiven Behandlungsstrategien und langen Nachbeobachtungszeiten erfordern die enge Zusammenarbeit eines ganzen Teams von Ärzten und anderen beteiligten Berufsgruppen, die sich auf die besonderen Belange von Kindern und Jugendlichen eingestellt haben.
Kinder und Jugendliche mit Krebs oder Verdacht auf Krebs sollten daher immer in einer kinderonkologischen Behandlungseinrichtung betreut werden, in der eine optimale Therapie nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und eine fachkompetente (ärztliche, pflegerische und psychosoziale) Versorgung gewährleistet sind. Die Behandlung in diesen Zentren erfolgt nach einheitlichen Therapieplänen, die von Kinderkrebs-Experten nach dem jeweils aktuellsten Wissensstand erstellt werden (s. Liste der spezialisierten deutschen Kinderkliniken).