Presseinfo Pflege vom 17.12.15



Presseinfo Pflege vom 17.12.15

Presseinfo: Kinderkrankenschwestern vor dem Aus

Berlin, 17. Dezember 2015 - Ein Beruf wird abgeschafft: Was Eltern chronisch oder schwer kranker Kinder und auch die Kinder-und Jugendärzte befürchtet hatten, zeichnet sich immer deutlicher als Folge der aktuell diskutierten Reform der Pflegeberufe ab – das Ende des Berufs „Kinderkrankenschwester“.

 

Am 11. Dezember war die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) mit anderen Verbänden zur Anhörung in das Bundesfamilienministerium geladen. Aus der Perspektive und mit der Expertise einer wissenschaftlichen Fachgesellschaft wollte die DGKJ die zu erwartenden Auswirkungen der „generalisierten Pflege“ auf die Patienten und die Versorgungsqualität hinterfragen. Grundsatzdiskussionen aber, so erfuhren die geladenen Verbände und Experten bei der Anhörung, waren seitens des BMFSFJ und des BMG ausdrücklich nicht erwünscht.

 

„Das Gesetzesvorhaben, das bislang eher unter dem Stichwort `Akademisierung der Pflege´ diskutiert wurde, ignoriert komplett die komplexen Ansprüche an die fachkompetente Pflege kranker Kinder und Jugendlicher!“, bedauerte DGKJ-Generalsekretär Dr. Karl-Josef Eßer nach der Anhörung. „Der bewährte und überaus sinnreiche Beruf der Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin (so die offizielle Berufsbezeichnung) soll abgeschafft werden, ohne dass für den neuen Ausbildungsberuf der Pflegefachfrau/des Pflegefachmanns überhaupt Inhalte definiert und Curricula-Entwurfe vorliegen und diskutiert werden.“ Die DGKJ fürchtet, dass im Rahmen der generalisierten Ausbildung die Pflege kranker Kinder kaum berücksichtigt wird, allein weil hierfür auch die notwendigen Praktikumsplätze fehlen.

 

Die DGKJ appelliert gemeinsam mit Verbänden, Elternorganisationen und Initiativen an die Politik, die Kinderkrankenpflege zu erhalten und weist erneut auf die Notwendigkeit einer auf das Kind und dessen Entwicklung und Bedürfnisse ausgerichteten Fachpflege hin (s. www.dgkj.de).

 

Irritierend ist, dass zur gleichen Zeit, in der BMG und BMFSFJ eine auf das Kind zugeschnittene medizinische Pflege für überflüssig halten, eine große Plakataktion des Bundesfamilienministeriums um mehr Aufmerksamkeit für Kinder wirbt: Die Kampagne "Starkmachen für Kinderrechte!" weist auf die Notwendigkeit hin, Kinder zu schützen und ihre Rechte zu stärken. - Das Recht auf fachkompetente, gute Versorgung im Krankheitsfall zählt offensichtlich nicht dazu.

 

Pressekontakt

Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)
Dr. Sybille Lunau
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Tel. +49 30 3087779-14
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